Flughafen Kronstadt: Noch kein Flieger in Sicht

Meine Frau ist Berlinerin. Irgendwann mal haben wir festgestellt, dass uns auch die Gemeinsamkeit nicht fertig werdender Flughäfen in unseren Herkunftsorten beziehungsweise -regionen verbindet. Es ist einfach blöd, dass ich sie nicht mit „Euer Flughafen wird ja nie fertig …“ ärgern kann, ohne gleich die Retourkutsche am Hals zu haben.

Ein Eröffnungstermin des Flughafens Kronstadt ist nicht in Sicht. Ich würde ja gerne Christian Macedonschi glauben, der meint, dass 2018 der erste Flieger vom Flughafen Kronstadt startet, habe aber den leisen Verdacht, dass es sich hierbei um ein Versprechen im Kontext des vergangenen Wahlkampfes zu den Kommunalwahlen handelte.

Wie ist denn der Stand heute? Vielleicht lohnt zunächst einmal ein Blick in die Vergangenheit. Es ist kein Geheimnis, dass der Bau des Flughafens Kronstadt in Bukarest von Anfang an nicht überall auf Gegenliebe stieß. 2008 wurde der Grundstein gelegt, 2010 sprang aber der vorgesehene kanadische Investor ab. Trotzdem wurde 2011 mit den Baumaßnahmen begonnen, allerdings sollte der Flughafen nun eine Nummer kleiner werden. Trotzdem wurde im Oktober 2014 die Fertigstellung der Landebahn gefeiert, deren Bau 26 Mio. Euro gekostet hatte. Nun fehlten noch etwa 30 Millionen Euro, um den Flughafen beispielsweise mit einem Flughafengebäude zu vervollständigen.

Dann jedoch gingen weitere Probleme los: Gegen den Initiator und die vielleicht wichtigste treibende Kraft beim Bau des Flughafens, den ehemaligen Kreisratsvorsitzenden Aristotel Cancescu, wurden Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht aufgenommen. Er wurde Ende Oktober 2014 seines Amtes enthoben. Unter seinem Nachfolger passierte wenig. Hans Butmaloiu schrieb im August 2015:

„Sein Nachfolger, der interimistisch eingesetzte Liberale Claudiu Coman, gerät nun plötzlich unter massiven Druck, nachdem den ganzen Winter, Frühling und bald verstrichenen Sommer über auf der Flughafenbaustelle totale Ruhe geherrscht hat. Die weiteren Ausschreibungsverfahren für die Park- und Rollflächen wurden eingestellt, für den Kontrollturm, dessen Finanzierung 2014 schon geklärt war, ebenfalls und die Drainageanlage der Piste steht halb fertig da.“

Nun zu den aktuellen Entwicklungen:

  • Vor den Kommunalwahlen Anfang Mai 2016 kam wieder Bewegung in die Causa Flughafen: Da der Kreisrat die benötigten Investitionen zur Fertigstellung des Flughafens nicht allein aufbringen kann, wurde geplant, dem Kronstädter Bürgermeisteramt die führende Rolle an dem Projekt zu übertragen und es mit 51 Prozent an diesem zu beteiligen. Dazu waren jedoch noch Beschlüsse des Stadtrates und des Kreisrates notwendig.
  • Stadt- und Kreisrat wurden nun neu gewählt. George Scripcaru wurde als Bürgermeister Kronstadts bestätigt, Ende Juni 2016 wurde Adrian Veştea von der PNL zum Kreisratsvorsitzenden gewählt. Mit der Kooperation zum Flughafen haben sich aber anscheinend bislang weder Stadt- noch Kreisrat beschäftigt.
  • Ebenfalls vor den Kommunalwahlen haben der Stadtrat von Sfântu Gheorghe und der Kreisrat Covasna angekündigt, sich mit jeweils drei Millionen Euro am Bau des Flughafens zu beteiligen. Der Kreis Covasna ist der Nachbarkreis des Kreises Kronstadt, Sfântu Gheorghe die Kreisstadt Covasnas. Bedingung ist jedoch, dass mit den Summen das Projekt zu einem Abschluss gebracht wird, sprich, der verbleibende fehlende Investitionsbetrag vorher aufgebracht werden muss.

Eigentlich klingt das nun wieder besser als vor einem Jahr. Den Absichtserklärungen müssten nun jedoch recht zügig Beschlüsse und Taten folgen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre dämpfen jedoch den Optimismus. Zumal weitere Rechercheergebnisse auch nicht vielversprechend sind:

Es wäre echt doof, wenn der Flughafen in Berlin vor dem Burzenländer Flughafen fertig wäre …

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