Zum Ausverkauf der Agrarflächen in Rumänien – Film von Arte

Vor einigen Tagen erhielt ich von Mättes, einem deutschen Schäfer :-), den Hinweis, dass auf Arte der Film „Wenn Boden zur Ware wird“ über Siebenbürgen gelaufen ist. Danke! Thema des Filmes ist der aktuell stattfindende Prozess des massenhaften Aufkaufs von Agrar- und Weideflächen durch Investoren in Rumänien. Da der Film bereits auf youtube veröffentlicht wurde, konnte ich ihn in diesen Beitrag einbetten.

Zum Hintergrund: Anfang 2014 wurde der Grundstücksmarkt in Rumänien im Zuge des Beitritts des Landes in die EU im Jahr 2007 liberalisiert. Das hat zur Folge, dass seither Personen ohne rumänische Staatsbürgerschaft und auch ausländische Unternehmen in Rumänien in Land investieren können, was weitreichende Auswirkungen für die Bevölkerung Rumäniens sowie langfristig auch für die Natur haben wird. Dies wird in dem Film vor allem am Beispiel von drei Personen deutlich gemacht:

  • Dem Schäfer Ovidiu, dem immer weniger Weidegrund für seine Tiere zur Verfügung steht und der zudem die Schafwolle nur zu sehr ungünstigen Preisen verkaufen kann.
  • Dem sächsischen Rückkehrer Martin Müller, der in Albota ein Touristenzentrum errichtet hat und mittlerweile Großgrundbesitzer ist. Er besitzt in Hermannstadt noch ein Restaurant, dass er mit eigenen Produkten versorgt. Martin Müller ist Geschäftsmann durch und durch und vertritt im Film die Sicht der Investoren
  • Willy Schuster ist ebenfalls ein sächsischer Rückkehrer. Sein Ziel war es, einen kleinen Biobetrieb aufzubauen. Er kennt die Nöte der Kleinbauern und setzt sich als Aktivist für deren Interessen ein. Er versucht sie zu vernetzen, um dadurch ihre Lebensgrundlage aber auch die Vielfalt der Landschaft sowie die Flora und Fauna zu erhalten.

Im Film wird deutlich, dass der Besitz großer landwirtschaftlicher Flächen alleine schon aufgrund der EU-Subventionen ein gutes Geschäft ist, das Investoren anzieht. Das so genannte Land-Grabbing geht aber unvermeidlich auf Kosten der Weidewirtschaft, der Kleinbauern und der Natur. Monokulturen verdrängen die Vielfalt an angebauten Pflanzen und zerstören zudem die Lebensbasis von Insekten oder Vögeln.

Allerdings ist der sich gerade abspielende Prozess in Rumänien sehr vielschichtig und kann nicht mit geldgierigen Investoren und armen Kleinbauern erschöpfend erklärt werden. Das wird auch an einem vertiefenden Artikel von Werner Kremm in der Allgemeinen Deutschen Zeitschrift für Rumänien deutlich, in dem eine Agrar-Holding vorgestellt wird. Aber man kann es auch während einer Autofahrt durch Rumänien sehen, dass einiges im Argen liegt: Man merkt beispielsweise, dass sehr viele Äcker nicht bearbeitet werden. Dies ist auch ein Hauptargument der Investoren, die für sich in Anspruch nehmen, die Landwirtschaft in Rumänien wieder in Schwung zu bringen. Die meisten jungen Leute sehen in der Landwirtschaft auch keine Zukunft, was im Film unter anderem auch an den Erzählungen des Schäfers deutlich wird. Die meisten jungen Leute mit Potential sind in die Städte gegangen oder haben sogar Rumänien ganz verlassen.

Aktive Kleinbauern wiederum sind oft in der Zwickmühle, da das Land, das ihnen rückerstattet wurde, für eine lohnende Bewirtschaftung zu klein ist. Zudem fehlen Vermarktungsmöglichkeiten, da die ausländischen Supermärkte wie Kaufland oder Lidl andere Bezugsquellen für Ihre Waren haben und Märkte lokaler Produzenten immer weniger werden. Dadurch verkaufen viele Kleinbauern ihr Land und stoßen dabei bei den Investoren auf äußerst gewillte Aufkäufer. So können die Kleinbauern auch auf einen Schlag relativ viel Geld machen. Weiteres Land erwerben, um den Betrieb zu vergrößern, können sie meistens nicht, da ihnen das Geld dazu fehlt. Und staatliche Hilfe gibt es nicht.

Die Situation ist nicht einfach und eine sozial und ökologisch ausgeglichene Lösung leider nicht in Sicht.

Zufällig lese ich gerade einen brandneuen Krimi zu dem Thema: „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ von Oliver Bottini. Das wird einer der nächsten Blogbeiträge.

 

 

 

 

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