Rituale des Lebens in Heldsdorf

Liebe Heldsdörferinnen und Heldsdörfer,

am 12. August 2017 habe ich im Rahmen des Heldsdörfer Treffens die Idee zu einem Projekt für unseren Verein Förderverein Heldsdorf e. V. vorgestellt. Hiermit möchte ich, wie damals angekündigt, diese Informationen ein weiteres Mal teilen, um Beiträge bitten und zur Mitarbeit aufrufen.

Das Projekt trägt den vorläufigen Titel Rituale des Lebens in Heldsdorf.

Rituale des Lebens, das sind Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Beerdigung. Es sind die Ereignisse, die jeden Lebenslauf gliedern, ordnen und prägen. Sie geben einem jeden Leben Stabilität und Tiefe. Sie verleihen Feierlichkeit und Würde.

Nicht zuletzt aber halten Rituale die Gemeinschaft zusammen. Sie stiften, wie in unserem angedachten Projekt, auch im Rückblick Zusammengehörigkeit. Sie werden fester Bestandteil der erzählten Geschichte unseres Dorfes.

Wie ist das möglich? Worum handelt es sich?

Es geht darum, schriftlich festzuhalten, wie jene großen, einmaligen Ereignisse unseres Lebens begangen wurden. Wir möchten uns auf die drei oder vier Jahrzehnte vor der Auswanderung in den frühen 1990er Jahren beziehen (1950 -1990). Wir möchten Informationen sammeln, so viele und so detailliert wie möglich.

Die Fragen, die es zu beantworten gilt, sind konkret und lauten, wenn es beispielsweise um die Hochzeit geht: Wie hat man in Heldsdorf eine Hochzeit gefeiert, geplant, vorbereitet und nach dem Fest aufgeräumt? Es interessiert uns alles: Was hat man wann gemacht? Wer wurde zum Hochzeitswortmann gewählt? Wer wurde Kranzel? Welche Kleidung war wichtig? Welche Blumen wurden für den Brautstrauß gewählt? Was passierte in der Hochzeitswoche in der Kredenz? Gibt es noch jemanden, der all das weiß, was unsere Heldsdörfer Köchin wusste? Wieviel Mehl wurde gebraucht? Wann wurde der Teig für Brot und Hanklich geknetet? All das möchten wir sammeln und aufschreiben.

Wie war das bei einer Taufe? Bei einer Konfirmation? Bei einem Sterbefall bzw. bei einer Beerdigung? Welche Aufgabe übernahm die Nachbarschaft?

Neben dem allgemeinen ritualisierten Vorgehen interessieren uns die Besonderheiten. Was war außergewöhnlich schön? Gab es seltsame Vorfälle, Anekdoten? Zu alledem werden wir genau darauf achten, dass Angaben geschützt bleiben und niemand beschämt wird.

Der Projektplan sieht bisher folgendermaßen aus:

  1. Wir brauchen Unterstützung in zweierlei Hinsicht.
    – Wir suchen Menschen, die sich bereit erklären, bei der Informationssammlung und bei der Aufzeichnung der Geschichten zu helfen.
    – Wir bitten Euch Heldsdörfer, Erinnerungen, Erzählungen mit uns zu teilen. Ob kurz gefasst oder lang erzählt, wir sind sicher, der Schatz lebendiger, unvergesslicher Geschichten voller persönlicher Eindrücke, heiterer und ernster Begebenheiten ist unermesslich groß.
    Ich bitte Interessierte und potentielle Mitstreiter, sich bei mir (ute.hubbes@gmx.de) zu melden.
  2. Abhängig von der Anzahl der Rückmeldungen werden wir im ersten Quartal 2018 entscheiden, ob und in welchem Umfang dieses Projekt realisierbar ist. Auch werden wir die weitere Vorgehensweise festgelegen.
  3. Zur Pfingstausgabe des Heimatbriefes werden wir über den Status der Rückmeldungen berichten und einen Fragebogen erstellen, so dass wir mit der Arbeit beginnen können.

Nach dem Heldsdörfer Treffen im Sommer haben sich sieben interessierte Mitstreiter gemeldet, fünf davon werden ihre Erinnerungen und ihr Wissen beisteuern. Volker Mooser, Johannes Franz und ich werden die Informationen sammeln und redigieren.

Ich hoffe auf zahlreiche Rückmeldungen und bin zuversichtlich, dass wir auf diese Weise gelebtes Leben in Heldsdorf dem endgültigen Vergessen, zumindest für eine Weile, entreißen können.

Herzliche Grüße

Ute Hubbes

Miyamaedaira, Japan