Der nachfolgende Text von Ute Hubbes entstammt der Broschüre „Die evangelische Kirche in Heldsdorf“, die im Mai 2016 vom Förderverein veröffentlicht wurde. Die Broschüre kann beim Förderverein bestellt werden.
In einer früheren Version des Textes zu den Glocken der Kirche hieß es: „Heutzutage sind die alte Glocke aus Bronze und drei Glocken von 1923 aus Klangstahl im Kirchturm zu hören, die bei SCHILLING UND LANTERMANN in Apolda (Thüringen) gegossen und am 30. August 1923 geweiht wurden.“ Heino Strobel aus Plauen vom Verein für vogtländische Geschichte e.V. wies uns darauf hin, dass die Passage nicht ganz richtig sei, und informierte uns über die genaue Entstehungsgeschichte der Glocken. Wir danken Herrn Strobel für den herzlichen Austausch und die Informationen. Die oben wiedergegebene Passage wurde korrigiert: „Heutzutage sind die alte Glocke aus Bronze und drei Glocken von 1923 aus Eisenhartguss im Kirchturm zu hören. Die am 30. August 1923 geweihten Glocken aus Eisenhartguss wurden im Eisenwerk Lattermann in Morgenröthe (Vogtland, Sachsen) gegossen und bei Schilling & Lattermann in Apolda (Thüringen) montiert.“
Wahrzeichen unserer Gemeinde
Haus Gottes und der Menschen
Ort der Zuflucht und des Trostes, des Überlebens
Ort der Freude, des Abschieds
der Besinnung und des Danksagens
Heimat.
Die Heldsdörfer Kirche
Die Heldsdörfer Kirche mag auf den ersten Blick relativ neu erscheinen. In ihrer jetzigen Gestalt ist sie 209 Jahre alt. Und doch beherbergt sie Baufragmente, Bausubstanz und Ornamente einer weitaus älteren Kirche.
Diese hat in Teilen Jahrhunderte überlebt. Sie wurde wiederholt von Erdbeben zerstört, und wurde immer wieder von den Heldsdörfern aufgebaut.
Allem Anschein nach war die ursprüngliche Kirche, die an derselben Stelle stand, die Kirche einer Zisterzienserabtei. So ragte hier schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts das unverkennbare Wahrzeichen des Christentums in den Himmel. Das war vor allem nach den Kreuzzügen eine eindeutige Botschaft, an alle vorbeikommenden Völker und Stämme, ungeachtet ihrer Absichten, dass man sich mit einer mächtigen Glaubensgemeinschaft identifizierte.
Nach dem Mongolensturm 1241/1242 sahen sich die Gemeinden im Burzenland genötigt, ihre Kirchen zu befestigen. Sie errichteten ihre berühmten Kirchenburgen. Als die Türkeneinfälle 1421 begannen, war auch die Heldsdörfer Kirche Teil einer Wehranlage. Die befestigte Kirche sicherte das Überleben und den irdischen Besitz und zwar nicht allein gegen äußere Feinde, sondern zuweilen auch gegen die eigenen Nachbarn im Burzenland. Um diesen Einhalt zu gebieten, war die Kirche auf einen Grenzhaufen zwischen Zeiden und Marienburg gesetzt worden, wobei der heilige Grenzhaufen durch eine Kirche, dem Symbol göttlicher Ordnung und Gewalt, unverrückbar und unanfechtbar wurde.
Der älteste Teil der heutigen Kirche ist das in das 13. Jahrhundert zurückreichende romanische Turm- oder Westportal. Später wurde dieser Teil mit gotischen Stilmitteln bereichert. Dazu zählt etwa das Blatt- und Blumenwerk, aber auch das Porträt eines alten Mannes mit Bart, des Haldeboatschi (Hiltwin), der als Namensgeber des Dorfes gilt.
Im 15. Jahrhundert wurde anstelle der romanischen Kirche eine gotische Hallenkirche errichtet. Sechs freistehende achtkantige Säulen sollen das Kreuzrippengewölbe getragen haben. Für den Bau dieser zweiten Kirche erteilte Papst Bonifatius IX. am 29. Oktober 1400 einen Ablassbrief. Die Kirche war dem Heiligen Andreas gewidmet und trug ab damals dessen Namen. Auf der ältesten Darstellung der Kirche, des Heldsdörfer Kirchenkastells aus dem Jahr 1727, einer Zeichnung des österreichischen Vermessungsingenieurs Andrea Altomonte, sieht man den Hauptturm und den mittelalterlichen Wehrgang.
Hat sie ihren Dienst als Wehrkirche getan? Dazu gibt es keine genauen Überlieferungen. Jedoch gelang es den Angreifern selten, in die Kirche vorzudringen, und nie ist es ihnen gelungen, das Dorf, geschweige denn die Kirchenburg endgültig zu zerstören. Wir können uns nur vorstellen, wie die Menschen in Angst und Grauen in ihre Kirche flohen, um zu überleben. Wie sie zusammengerückt ihren Gott anriefen, wenn draußen die Höfe brannten, wie sie niemals aufgegeben haben.
Am 28. Oktober 1599, nur zehn Tage nach seinem Sieg bei Schellenberg (Selimbar), stürmte der Woiwode der Walachei Michael der Tapfere (Mihai Viteazul) mit seinen Truppendie Kirchenburg sechs Mal vergeblich. Anhand einer List gelang es ihm dann doch einzudringen. Der Viehbestand des Dorfes und die Silberschätze des Altars waren der Preis dieses Scharmützels.
In späteren Jahrhunderten, als Friedenszeiten länger anhielten und die Art der Kriegsführung sich änderte, verlor der Wehrcharakter der Kirchenburg an Bedeutung. Standen einst zwei Ringmauern um die Kirche, so wurden diese nach und nach im 19. Jahrhundert abgetragen und der Platz sowie das Baumaterial zum Neubau des Rathauses und für den Bau der Mädchenschule genutzt.
Am 26. Oktober 1802 erschütterte ein schweres Erdbeben die Gegend und der mittlere Teil der Kirche fiel zusammen. Turm und Chor mit dem wertvollen Flügelaltar blieben unbeschädigt. Sofort machten sich die Heldsdörfer in einem Gemeinschaftswerk daran, die Kirche wieder aufzubauen. So wurde die Kirche am 10. Dezember 1807 neu eingeweiht. Die Schulden waren 1814, also bereits sieben Jahre später, getilgt.
Im Jahre 1838 gab es wieder ein Erdbeben, bei dem der Kirchturm beschädigt wurde. In der darauffolgenden Renovierung ist der Kirchturm umgebaut worden und bis heute in der damaligen Form erhalten geblieben.
Bevor die ganze Wehranlage 1895 abgetragen wurde, wurde sie noch einmal von dem Kronstädter Maler Friedrich Mieß in Gemälden festgehalten, mit Ansichten von Osten, von Südwesten und von Norden.
Eine neue Zeit begann. Im Jahr 1910 ging in der Kirche zum ersten Mal elektrisches Licht an. Dies war dem Evangelischen Frauenverein zu verdanken, der die Arbeiten hierzu, das Material und die beiden schmiedeeisernen Kronleuchter spendete. An Weihnachten 1912 wurde der Weihnachtsbaum in der Kirche erstmals elektrisch beleuchtet.
Umfangreiche funktionale und ästhetische Erweiterungen gab es 1926, als Arbeiten um die Kirche, an der Böschung und den Freitreppen gemacht wurden. 1938 wurde der Freitreppenaufgang mit der Pergola vor dem Westportal gebaut. 1954 brachte die Gemeinde ein eisernes Tor vor diesen Treppenaufgang an. 1957 feierte die Gemeinde das 150-jährige Jubiläum seit dem Neubau der Kirche. Zu diesem Anlass wurde der Kirchhof mit einem 2,20 m hohen Zaun umfriedet.
Am 4. März 1977, um 21:21 Uhr blieb die Kirchturmuhr stehen. Einmal mehr hatte ein Beben die Gegend erschüttert. Die Bedeutung der Kirchturmuhr als praktischer, alltäglicher Anzeiger der Zeit wurde nun, da sie stand, schmerzlich wahrgenommen. Ihr Stillstand gerade im Zusammenhang mit dem Beben war auch eine Mahnung an unsere Vergänglichkeit, Zeit und Leben kann jäh zu Ende sein. Die Kirchturmuhr war 1900 in Gang gesetzt worden und ist von dem 47 m hohen Turm weithin gut sichtbar. Heutzutage werden ihre Gewichte elektrisch hochgezogen.
Alle Instandhaltungsarbeiten und Reparaturen der 1960er und 1970er Jahre gipfelten 1982 bis 1983 in größeren Außenrenovierungsarbeiten an Kirchturm, Dach und auf dem Kirchhof.
Auch nach 1990 und der großen Ausreisewelle der Heldsdörfer Sachsen ist der Kirchturm und die Kirche immer wieder repariert und gestrichen worden, das letzte Mal 2015. So zählt die Heldsdörfer evangelische Kirche zu den gut erhaltenen Kirchen des Burzenlandes.
Der Altar
Eines der Meisterwerke mittelalterlicher Kunst ist der Heldsdörfer Flügelaltar. Hoch, farbgewaltig und schön erhebt er sich im Chor der Kirche. Der Heldsdörfer Flügelaltar stammt aus der Zeit um die Jahre 1525, 1530, vielleicht auch etwas später. Über die Handwerker und Künstler, die an seiner Gestaltung beteiligt waren, gibt es keine konkreten Hinweise.
Was den Flügelaltar auszeichnet, ist die außergewöhnliche Größe für einen Altar einer Dorfkirche. Die Höhe beträgt 8,8 m, die Breite 7,7 m.
Über dem 1,45 m hohen Altartisch erhebt sich die Predella (Gemälde oder Schnitzereien unterhalb des Altarbilds): Sie beherbergt in fünf Nischen fünf Figuren: drei Patriarchen (Abraham, Moses, Aaron) und zwei Apostel (Petrus und Paulus). Die Deutung dieser besonderen Zusammenstellung der Gruppe stammt von Johannes Reichart, einem früheren Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde. Danach stellt sie die Entwicklung des Heilsratschlusses Gottes, also des göttlichen Plans zur Erlösung der Menschen dar. Dieser Plan zur Errettung des Menschen umfasst mehrere biblische Zeitalter und Wandlungen. Sie beginnt mit Abraham und dessen unbedingtem Gehorsam. In Mose und Aaron werden die Gesetze/Gebote und das Priestertum symbolisiert. Die Apostel Petrus und Paulus stehen für die Verkündigung des Evangeliums, ist doch mit Jesus Christus die Heilsgeschichte vollbracht.
Es ist ein Altar mit beweglichen Flügeln, die beidseitig bemalt sind. Es handelt sich um einen Viereraltar mit einer Festtagsseite und einer Werktagsseite. Die Festtagsseite zeigt vier Bilder, vier Nischenfiguren (die vier Evangelisten) und in der Mitte die Christusfigur.
In den vier großen Bildern werden drei Hinrichtungen dargestellt, jene des Petrus, es Andreas und des Jakobus.
Ein weiteres Bild ist wiederum dem Heiligen Andreas gewidmet. Es stellt den sogenannten Bischofsbesuch dar. Der Legende nach befreit der Heilige Andreas einen frommen Bischof, der vom Teufel in Gestalt einer schönen keuschen Jungfrau in Versuchung geführt wurde.
Die Werktagsseite zeigt acht Bilder: das Gebet am Ölberg, die Gefangennahme, das Verhör, die Geißelung, die Dornenkrönung, Ecce Homo, die Kreuztragung, die Kreuzigung. Es sind dies Darstellungen der Leidensgeschichte Jesu, Bilder, die große, alte und heilige Geschichten erzählen. Alles in ihnen, ob Menschen, Natur, Gegenstände, ist imposant und eindrucksvoll angelegt. Der Blick wird auf Gegenstände von allegorischer Bedeutung gelenkt: Kelch, Helme, Waffen. Eingewoben in die Darstellungen sind Sinnbilder (etwa drei Bäume im Bildnis Verhör: die Bäume des Lebens, der Erkenntnis und des Verrats). Die Bewegung und die Anordnung der Figuren, ihre Mimik und Gestik meiden die Übertreibung und erzeugen jene ernsthafte Spannung, die diese Geschichten in der Bibel kennzeichnet. Auch das Licht trägt zu dieser erhabenen Atmosphäre bei. Es dominieren die leuchtenden und reinen Farben des Mittelalters: tiefes Rot, Grün, Goldgelb bis Ocker, Azurblau, Türkis, Ultramarin mit milderen Nuancen zuweilen.
Der Altar trägt die Prägung der sogenannten Donauschule, jedoch unterscheidet er sich auch erheblich von anderen Altären der Schule. Was ihn auszeichnet sind die Größe, die Lebendigkeit des Geschehens in den Bildern sowie der tiefgläubige Ernst des Künstlers, der sich in jedem seiner Bilder wiederfindet.
Der Flügelaltar wurde 1975-1976 mit Hilfe der Heimatgemeinschaft der Heldsdörfer aus Deutschland restauriert.
Die Glocken
Die Glocken läuten seit Jahrhunderten nicht nur zu kirchlichem, sondern auch zu weltlichem Anlass. So wurde den Menschen die Tageszeit durch den Stundenschlag angezeigt. Der Stundenschlag, das regelmäßige Schlagzeichen zur vollen Stunde, ebenso zur Viertelstunde, hat keinen kirchlichen Hintergrund. Er stammt aus der Zeit des Mittelalters, als der Großteil der Bevölkerung keine Uhr hatte und von der Turmuhr der Kirche abhängig war.
Weltlichen Ursprungs ist auch das Glockengeläut in der Neujahrsnacht. Außerdem wurden die Kirchenglocken im Notfall geläutet, z. B. bei Feuer oder Angriffsalarm.
Das traditionelle sakrale Geläut besteht im Läuten der Kirchenglocken vor einem Gottesdienst, um die Gemeinde in die Kirche zusammenzurufen, sowie vor Hochzeiten und Bestattungen.
Die Glocken der Heldsdörfer Kirche haben eine über 500 Jahre alte Geschichte. So hängt in ihrem Kirchturm die älteste Glocke des Burzenlandes. Sie wurde 1434 gegossen. Die alte Glocke hat bis heute alle Erdbeben und Kriege überstanden. Wie alle Glocken, die im Laufe der Jahrhunderte geweiht und geläutet wurden, trägt sie eine Inschrift. Die Inschriften geben bis heute Zeugnis darüber, was der Heldsdörfer Gemeinschaft je nach Zeitumständen von Bedeutung war.
Im Falle der alten Glocke aus der Zeit der Türkeneinfälle geht es um Frieden.
Die Inschrift lautet: O rex – glorie – o ihesu – Criste – Miserere – nostri – rex – israel – veni cu (zweite Zeile) Pace – AO – D M. Mo – CCCC – XXX IIII. Übersetzt bedeutet das: Oh König der Ehren, oh Jesus Christus erbarme Dich unser! König Israels, komm mit Frieden. Alpha Omega Im Jahre des Herrn 1434. Die anderen vier Glocken kamen später dazu. Das Stundenglöcklein wurde 1674 gegossen und 1864 umgegossen. Es trug als Inschrift die Mahnung zu redlichem Lebenswandel: ME AUDITE, DEUM TIMETE (Mich sollst du hören, Gott fürchten).
Aus dem Jahr 1864 stammte auch die sogenannte Klingel. Die gleich alte Feuerglocke trug die Inschrift Anno Domini 1527. Die Abendglocke trug in ihrer Inschrift die Namen der Männer, die sich um sie verdient gemacht hatten: Pastore Petro Schirmero – Coron – Smits – Kaspe – Hon Franz – Merten In Ganz Gemein Greger Steiler – 1577
Am 31. Dezember 1899 stimmte die Gemeindevertretung zu, neue Glocken anzuschaffen. Bereits am 27. Mai 1900 konnten die drei neuen Glocken von einem durch Rudolf Lassel, Musikdirektor aus Kronstadt, als musikalischem Sachverständigen verstärkten Presbyterial-Ausschuss empfangen werden. Die neuen Glocken erklangen in Es-Moll-Geläute.
Im Jahre 1916 wurden die Glocken für Kriegszwecke beschlagnahmt. Trauernd nahm die Gemeinde Abschied. Heutzutage sind die alte Glocke aus Bronze und drei Glocken von 1923 aus Eisenhartguss im Kirchturm zu hören. Die am 30. August 1923 geweihten Glocken aus Eisenhartguss wurden im Eisenwerk Lattermann in Morgenröthe (Vogtland, Sachsen) gegossen und bei Schilling & Lattermann in Apolda (Thüringen) montiert. Anders als früher ist das neue Geläute ein Des-Dur-Geläute. Die Inschriften sind jene von 1900 geblieben. Auf der Klingel ist ein Kurzgebet zu lesen, welches die Sorge um christliche und siebenbürgisch-sächsische Identität zusammenfasste: Erhalte uns Herr bei deinem Wort Erhalte es deutsch an diesem Ort!
Die Feuer-, Schul- oder Abendglocke verweist auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und trägt die Inschrift: Vor Schrecken, Grauen und Feuersnot, behüte uns, o lieber Gott. Hingeht die Zeit, herkommt der Tod, o Mensch tu recht u. fürchte Gott.
Die große Glocke, auch Mittagglocke genannt, trägt als Inschrift einen Segensspruch: Gieße über die Gemeinde, deiner Liebe Reichtum aus und in seligem Vereine führ uns heim ins Vaterhaus. Die alte Glocke ist unverändert jene von 1434.
Eine größere Änderung gab es 1981. Damals wurden die von der Heimatgemeinschaft aus Deutschland gespendeten elektrischen Glockenantriebe eingebaut. Das mühsame, aber bei Generationen von Kindern sehr beliebte Glockenläuten über Seilzüge fand ein Ende.
Die Orgel
Obwohl Orgeln seit der Antike bekannt waren und genutzt wurden, fanden sie ihre Bedeutung in der Kirchenmusik erst im späten Mittelalter. Davor wurden Gottesdienste von Gesängen, Chorälen und Kirchenliedern begleitet. Die Kirchenorgel war oft ein Statussymbol und entwickelte sich nur allmählich zum Hauptinstrument der christlichen Liturgie.
Das war in der Heldsdörfer Kirche nicht der Fall. Die erste Orgel wurde von der Heldsdörfer Kirchengemeinde erst im Jahr 1709 gekauft und bereits im Jahre 1785 ersetzt. Die Heldsdörfer Orgel von 1709 wurde von dem Schlesier Johann Prause gebaut. Johann Prause lebte ab 1778 in Kronstadt und baute in Siebenbürgen zahlreiche barocke Instrumente wie z. B. in Wolkendorf, Neustadt und Zeiden.
Im Jahr 1802 wurde die Orgel während des großen Erdbebens durch den Einsturz der Kirche zerstört. Bereits fünf Jahre später baute Johann Thois, der sein Handwerk in Wien gelernt und in Rosenau seine Werkstatt hatte, eine neue Orgel. Dabei verwendete er erhaltene Teile der Prause-Orgel. Thois-Orgeln stehen auch in Deutschkreuz, Brenndorf, in Deutsch-Weißkirch und Petersberg.
1835 wurde die Heldsdörfer Orgel in Gold und Farben gefasst. Bis 1939 der alte Blasebalg durch ein elektrisches Gebläse ersetzt wurde, fanden immer wieder Reparaturen und Umbauten statt. 1939 wurde auch ein Spieltisch mit elf Manual- und sechs Pedalregistern installiert, der aber nicht zur Verbesserung der Spielbarkeit, noch der Klangentfaltung beitrug.
Die Thois-Orgel wurde 2007 dank einer Initiative der Heldsdörfer Gemeinschaft, zahlreicher Unterstützer und kundiger Orgelbauer restauriert. Die hervorragende Akustik der neuen Anlage wird von Kennern geschätzt. So fanden Tonaufnahmen des bekannten Kronstädter Musikers Dr. Steffen Schlandt hier statt.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Die Heldsdörfer Kirche besaß und besitzt noch weitere Schätze. So gab es einen alten Grabstein in der Sakristei, Knüpfteppiche aus Kleinasien, einen Abendmahlskelch oder die biedermeierlich gestaltete Kanzel. Auf dem Kirchhof stand der Schlussstein der Kirche und an der Ostseite der Kirche befindet sich seit 1928 ein Kriegsdenkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs.
Die Zukunft der Kirche
Die Heldsdörfer Kirche ist ein Gebäude von erheblichem architektonischem und kunsthistorischem Wert. Ohne Menschen, die darin ein- und ausgehen, ist sie jedoch nur ein Gebäude. Über Jahrhunderte lag ihr Wert hauptsächlich darin, ein Ort des Lebens, des geschäftigen Treibens und der stillen Andacht zu sein. Die Struktur der Dorfgemeinschaft widerspiegelte sich in einer strengen Sitzordnung in der Kirche. So durften im Chorgestühl Presbyter und Kurator Platz nehmen. Je nach weltlichem Status und Besitzstand waren die Sitzplätze von vorne nach hinten zugewiesen. Das galt für die Männer, die im seitlichen Kirchengestühl auf Bänken mit Lehne und Gesangbuchauflagen saßen. Genauso aber auch für die Frauen, die es sich in der Mitte des Kirchenschiffs auf groben Holzbänken ohne Lehne bequem machen mussten, damit sie ihre Trachtenbänder nicht zerknittern. Die Sitzordnung bestand über Generationen und wurde vererbt.
Die Heldsdörfer versammelten sich in der Kirche zum Gottesdienst, zu den hohen Festen ihres Lebens, aber auch um gemeinsam schwere Zeiten durchzustehen. Diese Funktion und diese Bedeutung hatte die Kirche seit der Zeit ihres Gründers, mag dies nun der sagenumwobene Haldeboatschi gewesen sein oder einer von den drei angeblich in der Kirche begrabenen mittelalterlichen Rittern.
Damit diese Stätte der Gemeinschaft erhalten bleibt, haben sich über Generationen redliche Männer und Frauen darum gekümmert, dass die Kirche in Stand gehalten und nach jedem Unglück wiederaufgebaut wurde. Die Gemeinschaft der Heldsdörfer besteht nach wie vor, allerdings in erheblich veränderter Form. Die Bedeutung der Kirche wandelt sich. Nun liegt es an uns Menschen, nah und fern, ob und wie lange die Heldsdörfer Kirche noch stehen wird.
Quellen
- Aus Dorf und Heimat, Lesehefte für die Heldsdörfer ev. Sächsische Jugend, Herausgegeben vom evang. Pfarramt zu Heldsdorf. 1. Heft, Johannes Reichart, Der Heldsdörfer Flügelaltar, Heldsdorf 1928
- Aus Dorf und Heimat, Lesehefte für die Heldsdörfer ev. Sächsische Jugend, Herausgegeben vom evang. Pfarramt zu Heldsdorf. 2. Heft, Johannes Reichart, Zur Geschichte des Heldsdörfer Kirchbaues, Heldsdorf 1928
- Hans Mooser: Heldsdorf, Chronik einer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinde des Burzenlandes aus 700 Jahren. Herausgegeben von der Heimatgemeinschaft der Heldsdörfer, Reutlingen 1967
- Ernst Rothbächer: Heldsdorf, Monographie einer Burzenländer Gemeinde; Kriterion Verlag, Bukarest 1977
- Wir Heldsdörfer – Brief unserer Heimatgemeinschaft, verschiedene Ausgaben seit Erscheinen 1959