Noch vor einer Woche hieß der Premierminister Rumäniens Mihai Tudose. Lange hatte er den Job noch nicht inne. Da er es aber wagte, seinem Parteichef Liviu Dragnea auch mal Kontra zu geben, musste er wie sein Vorgänger nach wenigen Monaten seinen Hut nehmen. Zuvor versuchte er jedoch noch, sich mit markanten Sprüchen gegen die Szekler Stimmen im Machtkampf mit Liviu Dragnea zu sichern. Würden diese eine Fahne als Zeichen der Autonomie aufhängen, werden sie neben dieser hängen. Im Machtkampf mit Dragnea hat ihm das nicht mehr viel gebracht, aber die Stimmung zwischen Ungarn und Rumänien nicht wirklich verbessert.
Liviu Dragnea hat mit Mihai Tudose bereits den zweiten Premierminister der eigenen Partei abgesägt, und das innerhalb von wenigen Monaten. Die Welt staunt. Beim dritten Versuch hat er anscheinend nach einem ganz klaren Profil Ausschau gehalten. Loyal, ohne eigene Meinung und Initiative. Die Süddeutsche Zeitung stellte die Auserwählte der Parteichefs unter dem Titel „Ahnungslosigkeit verpflichtet“ vor. Viorica Dancila hat acht Jahre still im Europaparlament gesessen und soll nun die rumänische Regierung leiten. Ausgezeichnet hat sie sich bislang anscheinend mit einer ganz speziellen Weltsicht, da sie Iran und Pakistan als Mitgliedsländer der EU erklärte.
Klaus Johannis hat als Staatspräsident vergangenen Mittwoch Viorica Dancila mit der Regierungsbildung beauftragt. Ihm hat das sehr viel Kritik eingebracht. Zugleich hat er viele Sympathisanten damit verprellt. Die Enttäuschungen sind nachvollziehbar. Ich denke jedoch, dass seine Möglichkeiten in dem Fall begrenzt waren.
Gestern fanden in Bukarest und weiteren Städten Rumäniens wieder große Demonstrationen statt: für die Unabhängigkeit der Justiz und gegen die regierende Koalition. Einige der Demonstranten sind zu Fuß aus Klausenburg nach Bukarest gelaufen, um an der Demo teilzunehmen. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch in Zukunft viel Energie aufbringen.