Code: Gogoşarii roşii – Zum Zigarettenschmuggel in Rumänien

Als Abonnent der Karpatenrundschau erhalte ich alle vierzehn Tage auch zwei Ausgaben der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ). Die Karpatenrundschau erscheint als Beilage der ADZ. Bei der ADZ-Ausgabe vom 21. Januar 2016 erregte das auf dem Titelblatt veröffentlichte nachfolgende Bild mein Interesse:

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(Quelle: ADZ, 21. Januar 2016)

Es wurde durch folgenden Text ergänzt:

Zigaretten aus der Ukraine auf dem Pferd über Gebirgspfade zu schmuggeln ist die klassische Methode, die aber nicht aus der Mode gekommen ist, heißt es im Bericht der Grenzpolizei Sighetu Marmației. Ebenso wird das Durchschwimmen der Theiß angewendet, wobei der Schwimmer die Zigaretten in Holzkisten nach sich zieht. Neu hinzugekommen ist der Einsatz von Segelflugzeugen oder Drohnen. Der Drohne wird ihre Nutzlast abgenommen, dann wird sie über die Grenze zurückgeschickt.

Es wird darauf verwiesen, dass fast die Hälfte der Zigaretten, die im Nordosten Rumäniens geraucht werden, Schmuggelware ist.

In den letzten Jahren hatte während Rumänienaufenthalten auch feststellen können, dass die Preise für Zigaretten sehr stark gestiegen waren. Ein Päckchen Markenzigaretten kostet etwa 15 Lei, was bei einem Wechselkurs von 1 Euro = 4,40 Lei immerhin 3,40 Euro entspricht. Bei einem Durchschnittseinkommen von etwa 400 Euro pro Monat ist das sehr viel Geld, das Raucher bezahlen müssen. So ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass versucht wird, Zigaretten günstiger zu erhalten.

An mir war aber das Thema bislang vorbeigegangen. So fing ich an, nach dem Thema zu googeln. Und stieß auf einige interessante Beiträge. Zum Beispiel auf einen, der verdeutlichte, dass die Schmuggler zum Teil wertvolle Helfer haben: Die ADZ berichtete bereits vor Jahren von einem Schmugglerring in Siret in der Bukowina, von dem viele Beamte profitierten. Dass von dem Schmuggel auch der eine oder andere Zöllner und Polizist profitiert, ist nicht so überraschend. Überraschend sind die extrem hohen Beträge, die diese einsteckten. Das verdeutlicht, welch hohe Margen die Schmuggler „erwirtschaften“. Vorausgesetzt, sie werden nicht erwischt …

Mit dem Thema beschäftigen sich auch zwei kurze Filme der Deutschen Welle. Diese hat übrigens eine hervorragende Themenseite zu Rumänien. Der erste zeigt den Einfallsreichtum der Schmuggler und die Arbeit der Polizei an der rumänisch-ukrainischen Grenze. In dem Film wird auch enthüllt, worum es beim Code „Gogoşarii roşii“ (rote Paprika) geht.

Film 1: Rumänien – Im Dunst der Schmuggler

Der zweite zeigt, wie in größerem Maßstab Zigaretten aus der Ukraine nicht nur nach Rumänien, sondern auch nach Ungarn und weiter in die EU gebracht werden.

Film 2: Zigarettenschmuggel im Grenzgebiet

Beide Filme sind unter den angegebenen Titeln auch auf youtube zu finden.

In Zusammenhang mit dem Zigarettenschmuggel erinnerte mich auch an die vom Förderverein organisierte Busreise zu Ostern 2015 nach Heldsdorf: Als wir aus Rumänien wieder ausreisen wollten, mussten wir relativ lange warten, da ein Bus vor uns richtig gefilzt wurde. Wir konnten beobachten, dass die Insassen – wahrscheinlich rumänische Arbeiter, die auf dem Weg zu ihren Arbeitsstellen in Spanien oder Italien waren – kofferweise Zigarettenpäckchen und -stangen in Säcke ausleeren mussten. Anscheinend wurden die Zigaretten konfisziert. Irgendjemand äußerte den Verdacht, dass die Zöllner wahrscheinlich nun die Zigaretten wieder in Umlauf bringen würden.

Der Bericht der ADZ über Siret sowie die Filme der Deutschen Welle legen nahe, dass der Verdacht nicht unbegründet war …

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