Und ich dachte, sie sind so etwas wie unser Alleinstellungsmerkmal. Aber nein, Kirchenburgen gibt es auch in Deutschland. Die größte davon liegt in Ostheim in der Rhön, von wo auch die Bionade kommt.

Die Heldsdörfer Woche in Dalherda wurde unter anderem auch dazu genutzt, die Kirchenburg zu besuchen, um etwaige Parallelen zu entdecken. Und davon gibt es einige.

Geschichte
Ostheim lag an einer Kreuzung von zwei wichtigen Handelsstrecken und zudem in einem unruhigen Gebiet, das im Mittelalter häufig den Besitzer wechselte. Um bei kriegerischen Konflikten Schutz zu haben, bauten die Bewohner Ostheims, Bürger und Bauern, ohne Unterstützung der Obrigkeit um ihre Kirche im 15. Jahrhundert eine Wehranlage. Im 16. Jahrhundert wurde die mittlerweile mit zwei Außenmauern und einem dazwischenliegenden Zwinger sowie Wehrgängen versehene Kirchenburg aufgrund der Bedrohung durch die Türken massiv ausgebaut.

Dass die Türken nie bis nach Ostheim kamen war damals natürlich nicht absehbar. Trotzdem bot die Kirchenburg den Ostheimern zu anderen Anlässen Schutz, beispielsweise im Dreißigjährigen Krieg.
Die Anlage
Eine Besonderheit der Kirchenburg in Ostheim – und ein Unterschied zu den Kirchenburgen im Burzenland – sind (beziehungsweise waren) die Gaden. Das waren kleine Aufbauten auf Gewölbekellern, in der Regel Hütten in Fachwerkbauweise mit nur einem Raum. Meistens gehörte jeweils eine Gade mit Keller einer Familie. In den Kellern wurden Früchte eingelagert, in den Gaden wurde neben dem Getreide gewohnt und geschlafen. In Heldsdorf und auch den anderen Kirchenburgen im Burzenland gab es diese Aufteilung nicht – pro Familie gab es einen einzigen Wohn- und Lagerraum.

Die meisten Gaden in Ostheim wurden bei einem Stadtbrand im 19. Jahrhundert vernichtet. Da es in Ostheim aufgrund von Grundwasserproblemen keine Keller unter den Wohnhäusern gibt, werden die Gewölbekeller in der Kirchenburg auch heute noch von den Ostheimern als Vorratskeller genutzt.

In der Mitte der Kirchenburg steht die Michaeliskirche. Wie auch in Heldsdorf handelt es sich nicht mehr die ursprüngliche Kirche, sondern eine an gleicher Stelle erbauten Nachfolgerkirche. Teile der alten Kirche wurden jedoch in die neue integriert.

Die Michaeliskirche sieht von außen unscheinbar aus, ist aber unbedingt sehenswert. Mich haben das große bemalte Tonnengewölbe aus Holz sowie die zwei übereinanderliegenden breiten Emporen besonders beeindruckt. Aber auch die Malereien um die Fenster, die symbolhaft wichtige christliche Szenen und Werte zeigen, sind absolut sehenswert.
Die nachfolgenden Grundrisse der Kirchenburgen in Ostheim sowie der 1895 abgetragenen Kirchenburg in Heldsdorf offenbaren weitere Ähnlichkeiten zwischen den Kirchenburgen: der rechteckige Grundriss,


Eines muss ich aber noch loswerden: Die Kirchenburg Ostheim misst 75 Meter im Quadrat. Die Kirchenburg Heldsdorf war 86 Meter breit und 75 Meter lang … 🙂
Weitere Informationen
- Ausführliche Informationen auf Wikipedia zur Geschichte und der Struktur der Kirchenburg
- Verein Freunde der Kirchenburg e. V., der sich insbesondere für die Erhaltung der Kirchenburg Ostheim einsetzt und das Kirchenburgenmuseum in der Anlage betreibt
- Touristeninformation Ostheim